Schellenberger Eishöhle

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Mensch & Höhle "Unterirdisches Bayern"

Ein Bericht über die Schellenberger Eishöhle von Peter R. Hofmann. Weitere Infos unter: www.tropfstein.de

Ein Infoblatt zu Band 1 + 2 können Sie hier downloaden...

Sie darf sich als einzige erschlossene Eishöhle Deutschlands bezeichnen, der „Höhe“punkt ist aber leider auch ganz wörtlich zu nehmen: Hoch oben am Untersberg gelegen hat sie den weitaus längsten und schwierigsten Zustieg aller Objekte dieses Führers zu bieten.
Die Geschichte einer Höhle
Eishöhlen, also das ganze Jahr über eisführende Objekte, sind kein allzu häufiges Phänomen – logischerweise oft hochgelegen, wo die Durchschnittstemperatur des Jahres niedrig ist. Die Schellenberger Eishöhle liegt auf 1570 m ü. NN in der Südwand des Salzburger Hochthrons, im Massiv des Untersbergs.
Über die Entdeckung der Höhle ist nichts genaues bekannt. Angeblich soll sie von Hirtenbuben auf der Suche nach ihren Schafen aufgefunden worden sein.
Die erste schriftliche Erwähnung war der Eintrag in der bayerischen Generalstabskarte im Jahre 1826 als „Schellenberger Eisloch“. Am 5. Oktober 1874 suchte Anton Posselt-Czorich (1854–1911) aus Salzburg gemeinsam mit dem Bergführer Ebner die Höhle auf – sie war sozusagen für die Wissenschaft entdeckt.
Posselt unternahm noch mehrere Befahrungen und entdeckte 1879 den dritten Eisfall. Er verfasste mehrere Berichte über die Eishöhle in Zeitungen und Zeitschriften. Die touristischen Besuche nahmen zu. 1876 führte der österreichische Naturforscher Eberhard Fugger ebenfalls in Begleitung des Bergführers Ebner die Forschung weiter. Insgesamt führte er 10 Befahrungen durch und befasste sich intensiv mit der Eisbildung, gemeinsam mit Professor Kastner. Sie führten zahlreiche Eisstandsmessungen durch. Fugger fertigte auch den ersten Höhlenplan.
1874 und 1878 gab es bereits eine ganze Reihe von Veröffentlichungen. Nun begann die systematische Erforschung. Die Alpenvereinssektion Salzburg legte zwei Wege zur Eishöhle an, um sie besser zu erschließen, über Kienbergalm, Mitterkaser und Sandkaser zur Eishöhle sowie über den Schellenberger Sattel zur Höhle.
Im Jahre 1910 betrat mit Alexander Mörk von Mörkenstein aus Salzburg ein neuer Forscher die Szene. Im Oktober stieg er mit Martin Hell mit einer Strickleiter 15 Meter in die Tiefe. Und entdeckte die schwer zu erreichenden unteren Gänge, den später nach ihm benannten Mörkdom und eine große Halle, die er zu Ehren von Eberhard Fugger Fuggerhalle nannte. Er fertigte auch einen noch erhaltenen neuen Plan der Höhle an. Zu ihm stieß bald Walter von Czoernig-Czernhausen, ein bedeutender Name der Höhlenkunde, der sich intensiv mit der Eishöhle befasste die vorhandenen Höhlenpläne ergänzte.
Während des Ersten Weltkriegs ruhten die Aktivitäten. 1924 gründete Thomas Eder den Skiclub Schellenberg und erwies sich als treibende Kraft auch für die Höhle. Etliche Neuentdeckungen gründen auf seine Initiative. Er war von der Eishöhle so begeistert, dass er sie unbedingt der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Das Forstamt Bischofswiesen genehmigte seinen Antrag.
Am 2. August 1925 wurde die Eishöhle offiziell eröffnet und zählte schon im ersten Jahr 2000 Besuchern bei einem Eintrittsgeld inklusive Führung von 1,80 Mark.
Um die Erreichbarkeit zu verbessern wurde in den Jahren 1934 und 1935 von der Mittagsscharte her teils durch Tunnels ein Felsensteig unter der Leitung von Thomas Eder gebaut und nach ihm benannt.
Wirklich beeindruckend sind die Erfolge der jüngeren Zeit. Bis etwa 1985 lag die Länge der Höhle ja immer noch „nur“ bei 650 Metern. 1986 wurden 440 Meter neu erforscht und vermessen.
Zwischen 1987 und 1991 wuchs die Gesamtlänge auf 2353 Meter, ab 1998 erfolgte ein neuer „Forschungsschub“, im Jahre 2003 waren 3621 Meter erreicht – der derzeitige Endstand.

Ein herausfordernder Zustieg
Bedingt durch ihre Höhlenlage ist die Höhle vom Tal aus nur nach einem mehrstündigen Fußmarsch zu erreichen.
Ein geeigneter Parkplatz für Besucher liegt direkt an der Bundesstraße 305, die von Berchtesgaden nach Salzburg führt. Aus Berchtesgaden kommend fährt man durch Marktschellenberg hindurch, ca. 2 km nach dem Ortsende findet man auf der rechten Seite die Parkplätze (noch einen Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt auf etwa 490 m ü. NN). Gegenüber, beim mächtigen alten Zollturm, beginnt der Aufstieg auf einem gut ausgebauten Weg – alles bestens beschildert.
Nach etwa zweieinhalb bis drei Stunden Gehzeit ist, die auf 1450 m gelegene Toni Lenz-Hütte erreicht. Von der Hütte aus sind es nochmals 20 Minuten zur Eishöhle. Vom Parkplatz aus sind insgesamt über 1000 Höhenmeter bei einer Strecke von etwa sechs Kilometern zu bewältigen!
Die bequemere Möglichkeit, die Höhle zu erreichen, besteht mit der Untersberg- Seilbahn von St. Leonhard in Österreich aus.
Von der Bergstation am Geiereck auf 1776 m benutzt man den Alpenvereinsweg (Weg 417) zum Salzburger Hochthron. Von dort aus geht es weiter über das Plateau und hinab zur Mittagsscharte. Einige Minuten bevor man diese erreicht (Achtung, Abzweigung kann man übersehen) beginnt links abzweigend der Thomas-EderSteig. Er führt teils seilgesichert über Treppen und durch drei Tunnel direkt zur Schellenberger Eishöhle. Die Gehzeit beträgt eineinhalb bis zwei Stunden.
Dieser Weg ist aber nicht zu unterschätzen. Er ist wirklich nur für Geübte! Nur wirklich erfahrene, absolut trittsichere und schwindelfreie Personen sollten ihn gehen, Bei Nässe ist er sehr gefährlich! Dass geeignete Bergschuhe unverzichtbar sind, versteht sich eigentlich von selbst.
Und noch ein Tipp: wer danach den Abstieg über die Toni-Lenz-Hütte ins Tal machen möchte, parkt am besten am Morgen vor der Auffahrt mit der Seilbahn das Auto am oben beschriebenen Parkplatz am Zollturm. Ein Bus (Haltestelle direkt am Parkplatz) fährt zur Untersbergbahn.

Die Führung
Von der Mittagsscharte absteigend kommt man zunächst direkt zur Höhle, 15 min später erreicht man die Toni-Lenz-Hütte. Etwas oberhalb des Hauptweges ist eine kleine Hütte für den Höhlenführer und zur Aufbewahrung der Helme, daneben ist etwas Platz im steilen Gelände für die Gäste, die ich zur nächsten Führung sammeln. Von hier aus startet auch die Führung.
Zum Höhleneingang sind es von hier einige Minuten, dann erreicht man das mächtige Eingangsportal 20 m breit und bis 4 Meter hoch. In den Schutthang, der nach unten zieht, ist der Weg eingebaut. 21 m tiefer erreicht man bereits das Bodeneis der Josef-Ritter-von-Angermayer-Halle, dem größten Raum der Höhle. Tageslicht fällt noch bis hierher. Die Dimension der Halle ist durchaus beeindruckend, 70 Meter lang, 40 Meter breit 5 bis 8 Meter hoch. Ebenso bemerkenswert ist, dass das Eis hier eine Dicke von 30 m erreicht!Nun werden an die Besucher Karbidlampen verteilt, etwas Vorsicht ist im Umgang mit den für viele ungewohnten Geräten geboten.
Von der Josef-Ritter-von-Angermayer-Halle gehen mehrere Gänge ab, an der rückwärtigen Wand führt ein Gang zum so genannten Dohlenfriedhof – dem einzigen Zugang in die tagfernsten Teile der Höhle. Der Höhlenführer weist natürlich darauf hin. Ebenso zeigt er den Eingang zum 15 m langen Spiralgang, der in Form einer Wendeltreppe hinaufzieht und daneben den Eingang zum Labyrinth, einem ebenfalls eisfreien Teil der Höhle. (Diese Höhlenabschnitte sind auf dem Plan eingezeichnet, ansonsten zeigt dieser hauptsächlich den Eis- und Führungsteil.)
Der Besucherweg leitet nun gerade zur Rückwand der Halle und über eine Wendeltreppe, eine mächtige Stahlkonstruktion, hinunter in den Mörkdom, in dem sich schöne Eisfiguren befinden.
Immer abwärts führt der Weg an ein an einer Eiswand entlang. Diese ist besonders rein und klar, man kann tief in das Eis hineinsehen. Der Führer leuchtet an verschiedenen Stellen die Eisfiguren aus, ein eindrucksvolles Bild. An einigen Stellen erkennt man schön die Schichtung des Eises.
An einer Weggabelung steigt man ein kurzes Stück links den Posseltgang hinauf. Man sieht in die Öffnung eines niedrigen Ganges, dessen Wände völlig mit Raureif überzogen sind.
Früher gelangte man von hier durch einen künstlichen Stollen zum Ausgang, häufig ist in der Literatur dieser Rundweg noch beschrieben.
Heutzutage geht man aber an der Weggabelung nochmals abwärts über eine nächste Treppe zum tiefsten begehbaren Punkt im Rahmen einer Führung, der Fuggerhalle, 55 m unterhalb des Eingangs.
Der Höhenunterschied innerhalb des Eises beträgt 34 Meter. Die Fuggerhalle ist 16 m lang, 12 m breit und an der höchsten Stelle 15 m hoch., das Bodeneis ist dort immerhin noch 2 Meter dick. Eine Pollenanalyse ergab ein Alter von ca. 3000 Jahren.
Dann gilt es die Höhle auf demselben Weg wieder zu verlassen auf dem man gekommen ist.
Der Besucher kommt noch an der „Höhlenfee“ vorbei, einer Steinfigur, bald ist der Punkt erreicht, an dem die Karbidlampen wieder abgegeben werden können.
Den meisten Besuchern ist nach der dreiviertel Stunde, die inzwischen vergangen ist, auch recht frisch geworden.
Gelohnt hat es sich allemal. Schade, dass vermutlich schon die Zeit drängt, manches könnte man am sagenumwobenen und höhlenreichen Untersberg noch erwandern und erleben.

Weitere Bilder vom Inneren der Schellenberger Eishöhle

Alle Rechte (c) bei Peter R. Hofmann

Vielen Dank an Herrn Peter R. Hofmann für seinen interessanten Bericht und die tollen Bilder!