Klimaforschung in der Schellenberger Eishöhle

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Nachdem Fritz Eigert seine klimatologische Forschung in der Schellenberger Eishöhle im Jahre 1986 beendet hatte, gab es leider eine lange Pause in der kontinuierlichen Erfassung der Klimatologischen Bedingungen in der Höhle und den Veränderungen des Eiskörpers.
Die Klimauntersuchungen wurden erst im Jahre 2008 durch Prof. Dr. Andreas Pflitsch, des Geographischen Institutes der Ruhr-Universität Bochum fortgesetzt, der sich nach einem ersten Besuch der Schellenberger Eishöhle sofort für diese begeisterte und wurden im Laufe der folgenden Jahre ausgebaut.
Die von ihm geleitete Arbeitsgruppe „Klimatologie extremer Standorte“ setzt sich seit über 20 Jahren mit der klimatologisch ausgerichteten Höhlenforschung auseinander, hier insbesondere mit Eishöhlen. Die nun seit 12 Jahren in der Schellenberger Eishöhle kontinuierlich durchgeführten Messungen bilden eine seiner längsten Messreihen in Höhlen, die nur noch von denen in der Jewel Cave in Süd Dakota mit 17 Jahren übertroffen werden. Auf den Eishöhlen des Mauna Loa auf Hawaii werden bisher nur 9 Jahre erreicht.
Neben der kontinuierlichen Aufnahme der Luft-, Fels- und Eistemperaturen an verschiedenen Punkten der Höhle, werden seit einigen Jahren auch die Eisstände ermittelt, sowie im Winter die Eisbildung beobachtet. So konnte festgestellt werden, dass im oberen Bereich der Höhle, der Angermayerhalle, die Eismächtigkeit während der letzten 3 Jahre um bis zu 0,9 m zurückgegangen ist. Dieses dürfte auch mit dem Verschwinden des Permafrostes bis in 1 m Felstiefe zusammenhängen.

Dieser extreme Eisrückgang betrifft zum Glück nicht die gesamte Höhle. An einzelnen Stellen im Mörckgang konnte sogar eine geringe Eiszunahme festgestellt werden. Dies dürfte mit dem Gefrieren des Schmelzwassers aus den oberen und warmen Bereichen der Höhle zusammenhängen. Insgesamt ist aber ein kräftiger Eisschwund zu verzeichnen. Wir können aber nicht nur besorgniserregende Neuigkeiten aus der Schellenberger Eishöhle vermelden, sondern auch sehr interessante, eher positive Fakten. So konnten, nach dem Jahre 2013, in dem ein Blatt aus dem Eis geborgen wurde, im vergangenen Jahr weitere aus dem Eis austauende organische Proben gerettet werden, auch diese wurden einer Altersdatierung mittels des Abbaus des radioaktiven 14C-Kohlenstoffes innerhalb der Probe unterzogen. Das Blatt aus dem Kreuzungsbereich zwischen Wassergang und Mörckgang wurde ungefähr auf das Jahr 648 AD datiert, während die im Jahr 2019 geborgenen Proben aus dem Eis oberhalb der Fuggerhalle aus dem Jahre 600 AD (+/- 48 Jahre) und eine weiter tiefer liegende aus dem Jahre 12 AD (+/- 63) Jahre stammen. Das bedeutet, dass das Eis im unteren Bereich der Schellenberger Eishöhle mindestens 2000 Jahre alt ist. Da wir aber noch mehrere Meter Eis unterhalb der letzten beiden Fundstelle haben, dürfte dieses noch wesentlich älter sein, was weitere Analysen hoffentlich bald bestätigen werden.
Bericht & Fotos: Prof. Andreas Pflitsch